Roland Riese

Roland Riese
berichtet aus seiner politischen Arbeit.

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Donnerstag, 11. November 2010

Zur Leukämieforschung in Niedersachsen

Landtagsrede zur Forschung zu kindlichen Leukämien

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen!

Leukämien umfassen eine Gruppe von Krebserkrankungen des blutbildenden und lymphatischen Systems mit unterschiedlichen Erscheinungsformen.
Nach den letzten Informationen des Epidemiologischen Krebsregisters Niedersachsen, nachzulesen im Jahresbericht 2010, sind im beobachteten Zeitraum 2006 und 2007 in Niedersachsen jährlich 512 Personen des männlichen Geschlechts und 380 Personen des weiblichen Geschlechts neu an Leukämien erkrankt. Die Inzidenzrate entspricht damit bei Männern mit 10,5 von 100 000 Personen etwa dem deutschen Durchschnitt; bei den Frauen liegt sie mit 6,6 von 100 000 Personen etwas unter dem Bundesdurchschnitt.
Während bei den Erwachsenen die relative Fünfjahresüberlebensrate für alle unterschiedlichen Leukämien zusammen zwischen 35 und 50 % liegt, ist diese bei Kindern deutlich günstiger. Die altersspezifische Mortalität ist bis zum 55. Lebensjahr außerordentlich gering. Danach steigt sie sehr steil an.
In den Regionen in Niedersachsen - es ist ganz interessant, sich damit einmal zu beschäftigen - wird die relativ höchste Mortalität vom Epidemiologischen Krebsregister Niedersachsen für Männer im Emsland festgestellt, in den Kreisen Wesermarsch, Oldenburg-Land, Lüchow-Dannenberg und Wolfsburg. Bei den Frauen sind es ganz andere Regionen, jedenfalls zum Teil, nämlich die Kreise Friesland und Cloppenburg, noch einmal Lüchow-Dannenberg, dann aber Salzgitter und der Kreis Osterode. Dort liegen in dem beobachteten Zeitraum die höchsten relativen Raten an Leukämien vor.
(Miriam Staudte [GRÜNE]: Es geht um kindliche Leukämien!)
Meine Damen und Herren, als Risikofaktoren für das Entstehen von Leukämien sind ionisierende Strahlung, Zytostatika - also in der Medizin verwendete zellwachstumshemmende Substanzen - und Benzol sicher identifiziert. Der Einfluß von Viren und genetischen Faktoren wird ebenso diskutiert wie die Frage, ob ein ungenügendes Training des Immunsystems im Kindesalter risikoerhöhend wirkt.
Ich habe gerade schon ausgeführt: Die Mortalität ist nach den Zahlen bei Erwachsenen und namentlich bei Älteren deutlich höher als bei Kindern.
(Petra Tiemann [SPD]: Dann haben Sie auch etwas Neues zu verkünden!)
Im Landtag haben wir heute, aber auch in den Diskussionen zuvor immer nur einen sehr kleinen Teilbereich dieser Erkrankungen diskutiert, nämlich die im Kindesalter in der Elbmarsch.
In den Anhörungen im Fachausschuß und damit auch für den Landtag, auf die einige Vorrednerinnen und Vorredner schon hingewiesen haben, haben uns hochrangige internationale Experten darüber unterrichtet, daß die Faktoren, die zum Entstehen von Leukämien führen können, noch nicht genügend erforscht seien.
Meine Damen und Herren, daher ist weitere Forschung in diesem Bereich notwendig.
(Petra Tiemann [SPD]: Nichts anderes haben wir beantragt, Herr Riese!)
Das Thema ist so komplex, daß es über die niedersächsischen Kapazitäten hinausgeht. Sowohl das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit als auch die Strahlenschutzkommission haben ihre Auffassung mehrfach öffentlich dargelegt, daß solche Forschungen sinnvollerweise auf Bundes- und europäischer Ebene koordiniert werden müssen. Diese Auffassung sollte sich der Niedersächsische Landtag in der Tat zu eigen machen.
(Beifall bei der CDU)